Portrait von Matthias

Matthias

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Portrait von Matthias

Matthias aus Chemnitz

    Matthias

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    Blinden-Fußball
    Fahrdienst
    Fahrgäste mit Behinderung
    Gesellschaftliche Anerkennung
    Rheuma
    Scheu vor Menschen mit Behinderung
    Wirtschaftlicher Druck

    Im Gespräch mit einem ‚regulären‘ Taxifahrer habe ich herausgefunden, wieso wir keine Fahrer finden. Das liegt wirklich an der Scheu vor unseren Fahrgästen mit Behinderung.

    Ich würde mir manchmal mehr gesellschaftliche Anerkennung wünschen. Es heißt immer, wir würden ja nur Auto fahren. Natürlich fahren wir Auto, aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahrgäste.

    Die Arbeit als Fahrdienstleister ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Ich hatte mir den Beruf auch nicht so stressig vorgestellt. Man kommt sehr oft an sein Limit.

    Ich habe seit über 30 Jahren Rheuma und weiß was Schmerzen bedeuten.

      Ich arbeite seit 2007 im „CoWerk“ in Chemnitz, und seit dem 01. Januar 2018 bin ich Fahrdienstleiter. Wir fahren viele schwerbehinderte Menschen – also alle, die selbst nicht mehr so richtig mit Bus oder Bahn fahren können. Wir betreuen unsere Fahrgäste natürlich auch teilweise.

      Über den Blindenfußball bin ich zur Betreuung von Menschen mit Behinderung gekommen. Wir sind mit den Fußballspielern viel in ganz Deutschland unterwegs. Wir haben jede Woche Training. Das hat mir recht viel Spaß gemacht. Früher habe ich auch noch selbst als Torwart mitgespielt, dann nur noch als Trainer. Das Ganze ist über Jahre hinweg gewachsen. Denn es ist sehr schwierig Leute zu finden, die diesen schweren Sport betreiben. Der Ball ist ein Akustik-Ball und hat im Inneren Glocken. Die Spieler werden über sogenannte Guides von außen angeleitet beziehungsweise gerufen. Obwohl ich wenig Zeit habe, bin ich im Blindenfußball noch immer aktiv.

      Aber man kommt schon an seine Grenzen, weil man ja auch auf Arbeit viel zu tun hat. Unser Problem ist, dass wir trotz guter Arbeitsbedingungen ständig Fahrer suchen. Im Gespräch mit einem ‚regulären‘ Taxifahrer habe ich herausgefunden, wieso wir keine Fahrer finden. Das liegt wirklich an der Scheu vor unseren Fahrgästen mit Behinderung. Natürlich müssen die Fahrer auch mit den behinderten Fahrgästen kommunizieren. Damit haben meine Fahrer und ich nie ein Problem gehabt, aber viele Menschen können damit nicht umgehen und wollen deshalb den Job nicht machen.

      Ich würde mir manchmal mehr gesellschaftliche Anerkennung wünschen. Es heißt immer, wir würden ja ‚nur‘ Auto fahren. Natürlich fahren wir Auto, aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahrgäste. Auch die Preisgestaltung ist für uns problematisch. Wenn man keine Ausschreibung gewinnt, bekommt man keinen Auftrag, aber die Fahrer müssen trotzdem mit Arbeit versorgt werden. Man ist also trotzdem in der Verantwortung, unseren Mitarbeitern Arbeit zu liefern.

      Ich selbst habe eine Schwerbehinderung. Seit über 30 Jahren habe ich Rheuma und weiß, was Schmerzen bedeuten. Ich bin über ein Basismedikament aber ganz gut eingestellt. Das hat bis jetzt funktioniert. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

      Interview geführt am: 14. März 2019

      Hallo!

      Ich bin Matthias aus Chemnitz.

      Ich arbeite seit dem Jahr 2007 im Fahr-Dienst.

      Seit dem Jahr 2018 bin ich Fahr-Dienst-Leiter.

      Wir fahren schwer-behinderte Menschen.

      Wir fahren sie mit dem Auto.

      Denn die Menschen haben Schwierigkeiten mit dem Bus.

      Oder mit der Bahn.

      Wir betreuen unsere Fahr-Gäste auch zum Teil.

      Wie ich zu meinem Job gekommen bin?

      Über den Blinden-Fuß-Ball.

      Wir fahren mit den Fuß-Ball-Spielern durch ganz Deutschland.

      So bin ich zum Fahr-Dienst für Menschen mit Behinderung gekommen.

      Der Blinden-Fuß-Ball macht mir viel Spaß.

      Das Spiel ist sehr schwierig.

      Es geht so:

      Der Ball hat im Inneren Glocken.

      So können ihn die blinden Spieler hören.

      Die Spieler werden von außen geleitet.

      Menschen ohne Seh-Behinderung rufen ihnen zu.

      Ich war früher Tor-Wart.

      Jetzt bin ich Trainer.

      Wir treffen uns 1 Mal pro Woche zum Training.

      Ich habe eigentlich wenig Zeit.

      Aber trotzdem bin ich immer noch im Blinden-Fußball aktiv.

      Bei meiner Arbeit habe ich viel zu tun.

      Das Problem ist:

      Es ist schwierig, Fahrer zu finden.

      Obwohl die Arbeits-Bedingungen gut sind.

      Ich habe mal mit einem normalen Taxi-Fahrer gesprochen.

      Er hat mir gesagt:

      Viele Fahrer haben Angst vor Fahr-Gästen mit Behinderung.

      Sie wissen nicht, wie sie mit ihnen reden sollen.

      Das hat mich erstaunt.

      Meine Fahrer und ich hatten nie ein Problem mit unseren Fahr-Gästen.

      Aber viele Menschen können damit nicht umgehen.

      Deshalb wollen sie den Job nicht machen.

      Ich wünsche mir mehr Lob für meinen Job.

      Es heißt immer:

      Ihr fahrt ja nur Auto.

      Natürlich fahren wir Auto.

      Aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahr-Gäste.

      Eine andere Schwierigkeit in meinem Job:

      Den richtigen Fahr-Preis festzulegen.

      Manchmal bekommen wir keine Aufträge.

      Aber ich muss meine Fahrer trotzdem bezahlen.

      Ich selbst habe eine Schwer-Behinderung.

      Seit über 30 Jahren habe ich Rheuma.

      Deshalb weiß ich, was Schmerzen bedeuten.

      Ich habe ein gutes Medikament.

      So kann ich meinen Alltag bewältigen.

      Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

      Das Gespräch war am 14. März 2019.

      Matthias

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

      Matthias

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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      Portrait - Matthias
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