Portrait von Dirk Schmidt

Dirk Schmidt

sysadmin

Portrait von Dirk Schmidt

Dirk Schmidt aus Dresden

Image

Rollstuhl-Rugby Verein – Rugby Löwen

    Dirk Schmidt

    Stichworte

    Abbau von Ängsten
    Alle Portraits
    Arbeit mit Kindern
    Querschnittslähmung
    Rollstuhl
    Rollstuhl-Rugby
    Unfall

    Die Umstellung war gravierend, wenn man vorher ganz normal im Leben stand und auf dem Bau gearbeitet hat, dann als Ausbilder bei der Armee war, als Berufssoldat.

    „Du bist doch gar nicht behindert, du kannst nur nicht laufen.“

    Beim Rollstuhl-Rugby treibt es mich an, den Kindern zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, im Rollstuhl zu sitzen.

      Welche Einschränkungen ich habe? Meinen Sie die von der Gesellschaft, im öffentlichen Leben oder körperliche? Ich bin Rollstuhlfahrer, seit einem Autounfall 1998 querschnittsgelähmt im Halswirbelbereich. Es werden 22 Jahre im Oktober 2020. Die Umstellung war gravierend, wenn man vorher ganz normal im Leben stand und auf dem Bau gearbeitet hat, dann als Ausbilder bei der Armee war, als Berufssoldat. Und dann wird es von einer Sekunde auf die nächste komplett anders. Das Leben ändert sich um 180 Grad.

      Querschnittsgelähmt, was bedeutet das? Auf der einen Seite - nicht laufen können, klar. Auf der anderen Seite gerade im Halswirbelbereich - keine Fingerfunktion. Finger gehen nur über das Handgelenk oder gar nicht. Und man hat natürlich diverse Einschränkungen, sei es Blasen- und Darmtätigkeit oder so etwas. Aber damit kann man sich arrangieren. Mittlerweile gibt es da genügend medizinische Hilfsmittel und Produkte, die einem so etwas leichter machen.

      Beim Rollstuhl-Rugby treibt es mich an, den Kindern zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, im Rollstuhl zu sitzen. Und dass es keine Rolle spielt. Ein gutes Beispiel ist meine Johanna von einem Dresdner Gymnasium. Sie war damals sieben Jahre alt. Sie kam in die Turnhalle herein und hat erst mal Rotz und Wasser geheult, weil sie vor uns Angst hatte - Angst vor dem Krach, Angst vor dem Rugby. Da habe ich sie zur Seite genommen und ihr erstmal unser Maskottchen, den großen Frosch, in die Hand gedrückt. Der war zu diesem Zeitpunkt fast noch größer als sie selber. Dann habe ich sie in einen normalen Stuhl gesetzt und dann in einen Rugby-Stuhl. Und so habe ich sie ganz langsam herangeführt. Dann hat mein Marcel sie langsam an das Knallen herangeführt, wenn die Rollstühle aufeinanderprallen. Nach einer halben Stunde hat sie dann gesagt: „Ich möchte spielen.“ Sie hat angefangen zu spielen und auch nicht wieder aufgehört. Und sobald ich irgendwo bin, schreibe ich ihr und dann ist sie da und spielt Rugby. Die Angst, die war komplett weg. Das Schöne aber bei ihr war, dass sie später sagte: „Du bist doch gar nicht behindert, du kannst nur nicht laufen.“ Und das ist ja das, was ich erreichen will, dass es für die Kinder normal ist.

      Interview geführt am: 03. Mai 2019

      Hallo!

      Ich bin Dirk Schmidt aus Dresden.

      Welche Einschränkungen ich habe?

      Meinen Sie die Einschränkungen durch die Gesellschaft?

      Oder meine körperlichen?

      Ich erzähle mal von Anfang an.

      Ich stand ganz normal im Leben.

      Zunächst habe ich auf dem Bau gearbeitet.

      Dann war ich Berufs-Soldat.

      Ich habe andere Soldaten ausgebildet.

      Dann hat sich plötzlich alles verändert:

      Ich hatte einen Auto-Unfall.

      Das war im Jahr 1998.

      Seitdem bin ich querschnitts-gelähmt.

      Querschnitts-gelähmt bedeutet bei mir:

      Ich kann nicht mehr laufen, klar.

      Aber ich kann auch meine Finger nicht bewegen.

      Heute bin ich im Roll-Stuhl-Rugby aktiv.

      Ich trainiere Kinder beim Roll-Stuhl-Rugby.

      Die Kinder sitzen im Roll-Stuhl.

      Und spielen Rugby.

      Mein Ziel als Trainer:

      Ich möchte den Kindern zeigen:

      Es ist nicht schlimm, wenn man im Roll-Stuhl sitzt.

      Nur das Spiel zählt.

      Ein gutes Beispiel ist meine Johanna von einem Dresdner Gymnasium.

      Sie kam mit 7 Jahren zum ersten Mal zum Training.

      Da hat sie nur geweint.

      Weil sie vor uns Angst hatte:

      Angst vor dem Krach.

      Angst vor dem Rugby.

      Da habe ich ihr erstmal einen großen Stoff-Frosch in die Hand gedrückt.

      Der war damals fast größer als sie.

      Sie hat zuerst die Spieler nur beobachtet.

      Wie die Rugby-Roll-Stühle aufeinander-prallen.

      Nach einer halben Stunde hat Johanna dann gesagt:

      Ich möchte auch spielen.

      Sie hat angefangen zu spielen.

      Und hat nicht wieder aufgehört.

      Später hat sie mal zu mir gesagt:

      Du bist doch gar nicht behindert.

      Du kannst nur nicht laufen.

      Das ist es, was ich erreichen will.

      Dass der Roll-Stuhl für die Kinder normal ist.

      Das Gespräch war am 3. Mai 2019.

      Dirk Schmidt

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

      Dirk Schmidt

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

      play_circle_filled
      pause_circle_filled
      Portrait - Herr Schmidt
      volume_down
      volume_up
      volume_off
      Portrait von Dirk Schmidt