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Leonie aus Schildau

    Leonie

    Stichworte

    Ausbildung
    Blindheit
    Erster Arbeitsmarkt
    Sehbehinderung
    Tanzen
    TikTok
    Zapfen-Stäbchen-Dystrophie

    Ich will mich nicht hinter meiner Behinderung verstecken.

      Ich bin Leonie, 19 Jahre alt und komme aus Schildau. Ich besuche momentan das Berufsbildungswerk in Chemnitz (BBW) und mache dort meine blindentechnische Grundausbildung, die mich auf meinen Alltag und auch auf die bevorstehende Ausbildung vorbereitet. Ich möchte auf dem freien Arbeitsmarkt eine Ausbildung machen und habe da gerade noch Bewerbungen laufen.

      Ich habe Zapfen-Stäbchen-Dystrophie. Das ist eine Augen-Erkrankung, bei der auf der Netzhaut die Zapfen und Stäbchen absterben, die quasi für das Licht- und Farbsehen zuständig sind. Die Diagnose habe ich mit sieben Jahren bekommen und dann verlief es in Schüben. Seit 2018 habe ich mein „Blindsein“ anerkannt bekommen. Ich sehe noch Umrisse und Farben. Aber das ist stark von den Lichtverhältnissen abhängig.

      Ich bin viel auf TikTok und Instagram unterwegs. Auf TikTok tanze ich viel. Mir werden ständig diese Tanz-Challenges vorgeschlagen und dann sage ich zu meiner Mutter: „Kannst du mir sagen, wie die das gerade machen und es mir erklären?“ Dann stehen wir manchmal einfach in der Stube, sie fasst mich an und zeigt mir, wie die das machen. Ich finde es einfach cool.

      Ich glaube, dass viele Leute ein ganz falsches Bild von Menschen mit einer Behinderung haben, weil der tagtägliche Kontakt fehlt. Erst mit dem Kontakt verstehen die Leute, dass es bei „denen“ eigentlich genauso läuft wie bei einem selbst. Ich merke das anhand der Fragen, die mir gestellt werden. Oft habe ich tausend Fragezeichen im Kopf und denke mir so: „Häh?“. Das sind so Fragen wie, ob ich alleine duschen kann oder ob ich mir alleine mein Essen mache.

      Meine Ziele: Ich will auf jeden Fall mit meinen Social-Media-Kanälen weitermachen, vielleicht auch noch im größeren Stil. Ich will noch mehr Leute erreichen und so viele Barrieren wie möglich abbauen.

      Ich will mich nicht hinter meiner Behinderung verstecken. Wenn man selbstbewusst damit umgeht, erfährt man auch mehr positives Feedback. Was ich mir wünschen würde: Geht auf uns zu, ohne viel darüber nachzudenken. Wir sind auch nur Menschen. Das ist auf jeden Fall so eine Message. Und generell: Seid selbstbewusst!

      Interview wurde geführt am: 20. Juli 2023

      Hallo!

      Ich bin Leonie, 19 Jahre alt.
      Ich komme aus Schildau.

      Momentan besuche ich das Berufs-Bildungs-Werk in Chemnitz.
      Dort mache ich eine blinden-technische Ausbildung.
      Diese Ausbildung bereitet mich auf meinen Alltag vor.
      Und auf meine Ausbildung, die ich bald anfange.
      Ich möchte auf dem freien Arbeits-Markt eine Ausbildung machen.
      Ich habe auch schon einige Bewerbungen geschrieben.

      Ich habe eine Augen-Krankheit.
      Die Krankheit heißt Zapfen-Stäbchen-Dystrophie.
      Mein Auge verliert die Fähigkeit, Licht und Farben zu sehen.

      Ärzte haben die Krankheit festgestellt, als ich 7 war.
      Dann sind meine Augen immer schlechter geworden.

      Seit dem Jahr 2018 bin ich blind.
      Das steht auch in meinem Schwer-Behinderten-Ausweis.
      Ich sehe noch Umrisse und Farben.
      Aber das hängt von den Licht-Verhältnissen ab.

      Ich bin viel auf TikTok und Instagram unterwegs.
      Auf TikTok tanze ich.
      Mir werden ständig diese Tanz-Videos vorgeschlagen.
      Dann sage ich zu meiner Mutter:
      Kannst du mir erklären, wie die das machen?

      Meine Mutter fasst mich an und zeigt mir die Bewegungen.
      Ich finde es einfach cool.

      Ich glaube, dass viele Leute ein falsches Bild von Menschen mit einer Behinderung haben.
      Weil sie nichts mit ihnen zu tun haben.

      Erst wenn sie jemanden kennenlernen, verstehen sie:
      Menschen mit Behinderungen haben auch ein normales Leben.

      Ich merke das, weil mir andere oft komische Fragen stellen.
      Ich denke mir dann: Häh?

      Zum Beispiel werde ich gefragt, ob ich allein duschen kann.
      Oder ob ich mir allein mein Essen mache.

      Meine Ziele:
      Ich will auf jeden Fall mit TikTok und Instagram weitermachen.
      Vielleicht kann ich das weiter ausbauen.
      Ich will noch mehr Leute erreichen:
      Menschen mit und ohne Behinderung.

      Ich will mich nicht hinter meiner Behinderung verstecken.
      Wenn man selbstbewusst mit seiner Behinderung umgeht:
      Dann bekommt man auch gute Rückmeldungen.

      Ich wünsche mir:
      Geht auf uns zu, ohne viel darüber nachzudenken!
      Wir sind auch nur Menschen.
      Und allgemein:
      Seid selbstbewusst!

      Leonie

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

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      Leonie

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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      Portrait - Leonie
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