Portrait von Kristina S. und Ihrem Sohn Tobias

Kristina S.

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Portrait von Kristina S. und Ihrem Sohn Tobias

Kristina S. und Ihr Sohn Tobias aus Bautzen

    Kristina S.

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    Down-Syndrom
    Exklusion
    Förderschule
    Schulbegleitung

    Ich weiß gar nicht, ob ich/ wir hier richtig sind bei den „Gesichtern der Inklusion“. Inzwischen sind wir eher „Gesichter der Exklusion“, ab nächstem Schuljahr auch noch selbstgewählt.

    Am Ende war für uns ausschlaggebend, dass wir unser Kind für keine weiteren Experimente mehr zur Verfügung stellen wollten.

    Es tut gut, willkommen zu sein.

      2007 kam unser erstes Kind Patrick auf die Welt. 2009 folgte Tobias, der unser Leben komplett auf den Kopf stellte. Kurz nach der Geburt sagte die Ärztin uns, sie hätte den Verdacht, dass Tobias das Down-Syndrom hätte. Wir wussten es vorher nicht.

      Tobias ging in unseren Kindergarten hier im Ort. Irgendwann in der Kindergartenzeit ging es dann um die Schulfrage. Bei der Schuluntersuchung sprachen wir über Inklusion und wie toll das wäre.

      Nach langem Hin und Her haben wir es geschafft, dass Tobias mit einigen Kindern seiner Kindergruppe hier in der Nähe in eine freie christliche Schule gehen durfte. Das Kollegium war, wie uns berichtet wurde, komplett gegen uns. Aber der Vorstandsvorsitzende entschied, Tobias dürfe kommen, wenn er eine hundertprozentige Schulbegleitung hätte. Das Amt wollte keine 100 % Schulbegleitung bezahlen. Aber ohne diese Zusage wäre unser Schulvertrag hinfällig gewesen. Also ging es noch in den Sommerferien 2016 ins Eilverfahren vor Gericht. Das erste Jahr war enorm schwierig für alle.

      Angekommen in der 4. Klasse stand ein Schulwechsel an. Aber wohin nur? Am Ende war uns klar, dass eine weitere Beschulung in einer ‚normalen‘ Schule nur ein weiteres Experiment sein würde.

      Tobias ist nun schon 11 Jahre alt und all die Zeit hat uns der Inklusionsgedanke begleitet. Sein Geburtsjahr 2009 ist das Jahr der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention.

      Wie viele Menschen sind von Geburt an behindert? Das sind die wenigsten. Die meisten erwerben ihre Behinderung im Laufe des Lebens. Woher wissen wir, dass unsere Kinder gesund durchs Leben gehen? Woher wissen wir, dass wir selbst gesund durchs Leben gehen? Ich bin doch potenziell immer von Behinderung bedroht. Nur weil ich da bin. Das ist den meisten Menschen nicht bewusst.

      Es hat doch niemand ein Recht auf ein behinderungsfreies Leben. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass alle Menschen, egal ob behindert oder nicht, teilhaben können. Das wollen wir für uns selbst doch auch. Ich würde mir wirklich wünschen, dass mehr dran gearbeitet wird - auch an dem Verständnis, was Inklusion eigentlich ist. Es geht doch nicht nur um Behinderte. Inklusion = alle!

      Interview geführt am: 20. August 2019

      Hallo!

      Ich bin Kristina S. aus der Region Bautzen.

      Ich frage mich:

      Sind wir hier richtig?

      Bei den Gesichtern der Inklusion?

      Wir sind eher Gesichter der Exklusion.

      Was ich damit meine?

      Ich erzähle mal von Anfang an:

      Im Jahr 2007 ist unser erstes Kind zur Welt gekommen.

      Er heißt Patrick.

      Im Jahr 2009 ist unser zweites Kind zur Welt gekommen.

      Er heißt Tobias.

      Tobias hat unser Leben komplett verändert.

      Kurz nach der Geburt hat eine Ärztin festgestellt:

      Tobias hat das Down-Syndrom.

      Tobias ist in den Kinder-Garten hier im Ort gegangen.

      Dann mussten wir überlegen:

      In welche Schule kommt Tobias?

      Bei der Schul-Untersuchung haben wir über Inklusion gesprochen.

      Ich wollte:

      Tobias geht zusammen mit Kindern ohne Behinderung zur Schule.

      Die Ärztin von der Schul-Untersuchung hat gesagt:

      Zum Glück werden heute weniger Kinder mit Down-Syndrom geboren.

      Wir waren schockiert!

      Tobias ist dann tatsächlich zusammen mit Kindern ohne Behinderung in die Schule gekommen.

      Die Kinder waren schon zusammen mit Tobias im Kinder-Garten.

      Die Schule ist eine freie christliche Schule.

      Wir haben erfahren:

      Die Lehrerinnen und Lehrer wollen nicht, dass Tobias die Schule besucht.

      Sie wollen kein Kind mit Down-Syndrom.

      Dann hat die Schule entschieden:

      Tobias braucht eine Schul-Begleitung.

      Rund um die Uhr.

      Nur dann darf er die Schule besuchen.

      Das Amt wollte die Schul-Begleitung aber nicht komplett bezahlen.

      Und so mussten wir vor Gericht klagen.

      Schließlich ist Tobias in die Schule gekommen.

      Wir hatten das Gefühl:

      Die Klassen-Lehrerin von Tobias wollte mit ihm nichts zu tun haben.

      Und so hat Tobias nur zusammen mit der Schul-Begleitung gelernt.

      In der 4. Klasse mussten wir wieder überlegen:

      In welche Schule kommt Tobias?

      Für uns war klar:

      Wir wollen nicht wieder eine normale Schule für Tobias.

      Es gibt zu viele Nachteile für uns.

      Niemand hat Erfahrung.

      Die Schule ist weit weg.

      Bekommt er eine Schul-Begleitung?

      Nehmen ihn die anderen Kinder an?

      Wir sind jetzt zufrieden mit unserer Entscheidung:

      Tobias kommt auf eine Förder-Schule.

      Endlich werden wir willkommen sein.

      Das Gespräch war am 20. August 2019.

      Kristina S.

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

      Kristina S.

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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