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Juliane aus Dresden

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    Juliane

    Stichworte

    Als ich das erste Mal meine Hörgeräte benutzte, habe ich die ganze Zeit absichtlich geflüstert, weil ich das schön fand - dieses Geräusch, mich selbst flüstern hören zu können.

    Für mich war mehr dieses Anderssein das Problem. Deshalb habe ich die Schwerhörigkeit bis quasi 2023 ignoriert.

    Als ich meine Hörgeräte bekam, habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie laut ich bin. 

    Ohne Hörgeräte verstehe ich die Sprache, ich verstehe auch, dass jemand mit mir redet, ich verstehe nur manche Wörter nicht.

    Es hat auch seine Vorteile, wenn ich meine Hörgeräte nicht trage: Wenn unsere Nachbarn laut sind, höre ich es nicht. 

    Abschließend möchte ich sagen: Hört Betroffenen zu.

      Ich bin Juliane oder auch Jule. Ich bin schwerhörig, was ich aber jahrelang nicht wusste. Mir war schon bewusst, dass man nicht nur im Alter schlecht hört und es ein Mythos ist, dass nur alte Menschen Hörgeräte brauchen. Für mich war mehr dieses Anderssein das Problem. Deshalb habe ich die Schwerhörigkeit bis quasi 2023 ignoriert. Erst dann bin ich zu einem HNO-Arzt gegangen, der mich gründlich untersuchte und feststellte, dass ich von Geburt an schwerhörig bin.

      Danach ist mir auch einiges klargeworden. Als Kind habe ich Wörter sehr lange falsch ausgesprochen. Überall, wo es um Rhetorik und Sprache ging, hatte ich immer Probleme, weil ich es nicht richtig verstanden habe. Aber woher soll man als Kind wissen, dass man schwerhörig ist?

      Durch meine Hörgeräte habe ich viel an Lebensqualität dazu gewonnen, die mir in den letzten Jahren gefehlt hat. Zum Teil ist das meine Schuld, weil ich mich nicht gekümmert habe. Aber auch der elterliche Haushalt, Lehrer und einige Ärzte haben versagt. Alle haben es nicht mitbekommen oder nicht sehen wollen. Ich bin nicht wütend deswegen. Es ist einfach passiert. Ich kann es nicht mehr ändern. Aber ich habe jetzt viele „Superkräfte“ dazugewonnen. Es hat auch seine Vorteile, wenn ich meine Hörgeräte nicht trage: Wenn unsere Nachbarn laut sind, höre ich es nicht.

      Ich habe mich nie als Mensch mit einer Behinderung gesehen. Jeder kommt anders damit klar. Inklusion ist für mich sehr wichtig, in jeglicher Hinsicht, also egal ob es um sichtbare oder unsichtbare Behinderungen geht. Wir müssen lernen, den Menschen mehr zu zuhören. Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit Behinderungen existieren, aber aus ihnen nicht etwas „Besonderes“ machen.

      Abschließend möchte ich sagen: Hört Betroffenen zu. Entscheidet nicht selber, was ihr denkt, was Menschen wollen oder ihnen guttun könnte. Nehmt es auch nicht als Kritik oder Vorwurf, sondern nehmt es einfach an. Wenn jemand etwas nicht möchte, dann ist das keine Anfeindung, sondern ein Feedback. Man lernt nur mit Menschen umzugehen und klarzukommen, wenn man mit ihnen redet.

      Juliane

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

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      Juliane aus Dresden

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        Juliane

        Stichworte

        Als ich das erste Mal meine Hörgeräte benutzte, habe ich die ganze Zeit absichtlich geflüstert, weil ich das schön fand - dieses Geräusch, mich selbst flüstern hören zu können.

        Für mich war mehr dieses Anderssein das Problem. Deshalb habe ich die Schwerhörigkeit bis quasi 2023 ignoriert.

        Als ich meine Hörgeräte bekam, habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie laut ich bin. 

        Ohne Hörgeräte verstehe ich die Sprache, ich verstehe auch, dass jemand mit mir redet, ich verstehe nur manche Wörter nicht.

        Es hat auch seine Vorteile, wenn ich meine Hörgeräte nicht trage: Wenn unsere Nachbarn laut sind, höre ich es nicht. 

        Abschließend möchte ich sagen: Hört Betroffenen zu.

          Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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          Portrait - Juliane
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