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Portrait von Chris Alexander Famulla

    Chris Alexander

    Stichworte

    Psychische Erkrankungen
    Transidentität

    Jetzt bin ich in dem Körper, der meinem Geiste entspricht.

    Die Ärztin hat zu mir gesagt: „Überlegen Sie doch mal, ob sie nicht vielleicht transsexuell sind.“

    Menschen mit Behinderung und psychischen Krankheiten gehören in die Mitte der Gesellschaft und nicht an den Rand.

    Ich habe keine abgeschlossene Ausbildung und trotzdem habe ich hier eine Chance bekommen.

      Ich arbeite hier in Glauchau seit 2019 in der Werbefirma „Neues Mitteldeutschland“. Ich komme ursprünglich aus Zittau und bin in meinem Leben schon ziemlich oft umgezogen. Familiär habe ich keine Anbindung. Ich bin ein Adoptivkind. Meine Adoptivfamilie war leider nicht so der Renner. Außerdem bin ich transident. Meine Adoptivmutter kommt damit nicht klar. Deshalb existiert auch kein Kontakt mehr. Erst in Herrn Kehrer habe ich hier quasi einen Vaterersatz gefunden. Er ist einer der Inhaber der Firma „Neues Mitteldeutschland“. Wir sind ein Familienbetrieb und ich gehöre sozusagen mit zur Familie.

      Ich bin durch Zufall hierhergekommen. Ich bin psychisch erkrankt und war damals wegen Angststörungen, einer Borderline-Störung und einer Posttraumatischen Belastungsstörung im Krankenhaus. Weil ich hobbymäßig fotografiere, bin ich mit Herrn Kehrer ins Gespräch gekommen. Dann habe ich über das Krankenhaus ein Praktikum in seiner Firma absolviert, und danach haben alle gesagt: Wir wollen dich hier haben.

      Diese ganzen psychischen Krankheiten, die ich hatte und habe, haben sich vor allem wegen meiner familiären Situation entwickelt. Mit meiner Transidentität hat das nichts zu tun, das hat mich im Leben eher gestärkt. Als ich von meiner Familie wegging und herausgefunden habe, wer ich wirklich bin, wurde ich immer selbstbewusster und stärker. Jetzt bin ich in dem Körper, der meinem Geist entspricht. Prinzipiell sind die Reaktionen auf meine Transidentität sehr unterschiedlich. Die meisten reagieren sehr gut, aber es gibt natürlich auch Leute, die dagegen sind. Das prallt allerdings mittlerweile ganz gut an mir ab.

      Ich persönlich wünsche mir, dass es so weitergeht, wie es jetzt läuft. Ich möchte hier in der Firma bleiben und weiter vorankommen. Normalerweise wäre ich mit meiner psychischen Erkrankung in der Werkstatt gelandet. Aber man hat mir hier eine Chance gegeben, mich zu beweisen. Und das, obwohl ich durch meine psychischen Erkrankungen nie eine Lehre oder Ausbildung machen konnte. Das ist für mich Inklusion. Und ich möchte mich auch selbst für Inklusion einsetzen. Ich möchte gerne, dass unsere Firma mehr beeinträchtigte beziehungsweise besondere Menschen aufnimmt.

      Interview geführt am: 15. Oktober 2020

      Hallo!

      Ich bin Chris Alexander Famulla.

      Ich arbeite hier in Glauchau in einer Werbe-Firma.

      Die Werbe-Firma heißt: Neues Mittel-Deutschland.

      Ich arbeite schon seit dem Jahr 2019 hier.

      Ich stamme aus Zittau.

      In meinem Leben bin ich schon oft umgezogen.

      Ich bin ein Adoptiv-Kind.

      Meine Adoptiv-Familie war leider nicht so super.

      Außerdem bin ich trans-ident.

      Trans-ident bedeutet:

      Jemand wird als Junge geboren.

      Und fühlt sich als Frau.

      Oder jemand wird als Mädchen geboren.

      Und fühlt sich als Mann.

      Ich wurde als Mädchen geboren.

      Und ich fühle mich als Mann.

      Meine Adoptiv-Mutter kommt damit nicht klar.

      Deshalb habe ich jetzt keinen Kontakt mehr zu meiner Adoptiv-Familie.

      Erst mit Herrn Kehrer habe ich quasi einen Vater-Ersatz gefunden.

      Er ist einer der Inhaber von der Werbe-Firma.

      Wir sind ein Familien-Betrieb.

      Und ich gehöre sozusagen mit zur Familie.

      Ich bin durch Zufall zur Werbe-Firma gekommen.

      Ich bin psychisch krank.

      Psychisch krank bedeutet in meinem Fall:

      Ich habe eine Angst-Störung.

      Und eine Borderline-Störung.

      Und eine Post-traumatische Belastungs-Störung.

      Die Krankheiten habe ich, weil ich schlimme Dinge erlebt habe.

      Damals war ich im Kranken-Haus.

      In der Freizeit habe ich fotografiert.

      Und so bin ich mit Herrn Kehrer ins Gespräch gekommen.

      Dann habe ich über das Kranken-Haus ein Praktikum gemacht.

      Danach hat Herr Kehrer gesagt:

      Wir wollen dich in der Firma haben.

      Damals bin ich von meiner Adoptiv-Familie weg-gegangen.

      Dadurch habe ich langsam erkannt,

      wer ich wirklich bin.

      Das hat mich stark gemacht.

      Jetzt bin ich in dem Körper, der meinem Geist entspricht.

      Die Leute reagieren sehr unterschiedlich auf meine Trans-Identität.

      Die meisten reagieren gut.

      Aber manche reagieren nicht so gut.

      Mittlerweile macht mir das nicht mehr so viel aus.

      Ich wünsche mir:

      Mein Leben soll so weiter-gehen wie im Moment.

      Ich möchte in der Firma bleiben.

      Und weiter voran-kommen.

      Eigentlich wäre ich mit meiner psychischen Erkrankung in der Werkstatt gelandet.

      Aber man hat mir hier eine Chance gegeben.

      Ich kann mich in der Firma beweisen.

      Und das, obwohl ich keine abgeschlossene Ausbildung habe.

      Das ist für mich Inklusion.

      Und ich möchte mich auch selbst für Inklusion einsetzen.

      Unsere Firma soll mehr beeinträchtigte Menschen aufnehmen.

      Ich denke:

      Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft.

      Nicht an den Rand.

      Das Gespräch war am 15. Oktober 2020.

      Chris Alexander

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

      Chris Alexander

      Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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      Portrait - Chris Alexander
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