Maika Hochberger
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Den Verein „Wegen uns e. V.“ gibt es seit mehr als 23 Jahren. Wir haben als kleine Selbsthilfegruppe für Pflegefamilien angefangen. Mittlerweile befindet sich die Hauptgeschäftsstelle in Dresden und eine Außenstelle in Leipzig. In Dresden haben wir zwei Kindertagespflegen. Dort werden Kinder von null bis sechs Jahren mit einem integrativen Ansatz betreut. Wir haben zum Beispiel ein kleines autistisches Mädchen oder auch einen Jungen, dessen Mutter in der Schwangerschaft Crystal konsumiert hat.
Ein Großteil unserer Arbeit betrifft die Kinder- und Jugendarbeit. So können wir Angebote speziell für Pflegekinder oder verhaltensbesondere Kinder anbieten, zum Beispiel für Pflegekinder, die nicht mit ins Ferienlager können oder die aus dem Fußballverein ‚rausgeflogen‘ sind.
Aus der Pflegeeltern-Arbeit ist schrittweise die Arbeit entstanden, die wir jetzt für behinderte Menschen machen. Ein Beispiel ist unsere WG. Wir haben zwei inklusive WGs ermöglicht, die von Aktion Mensch unterstützt werden.
Seit Juli 2020 können wir mit einem weiteren Projekt durchstarten. Hier geht es um eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung, also ausdrücklich nicht für Eltern. Denn wir haben viele Kinder mit Handicap, die sich nicht raus trauen. Wir möchten mit den Kindern und Jugendlichen Gruppen bilden, welche sich innerhalb der Gruppe unterstützen und den Mut finden, allein loszuziehen.
Das dritte Teilprojekt, welches wir im Bereich Behinderung anbieten, ist die Familienentlastung. Die Leistungen erstrecken sich von der Haushaltshilfe bis hin zur Begleitung bei Therapien. Dieses Angebot ist manchmal ein Lichtblick für die Eltern, um mal durchatmen zu können.
Ich finde, dass Pflegefamilien Inklusion leben. Ich bin selbst Pflegemutter. Meine Tochter ist 20, sie ist geistig schwerbehindert. Mein Pflegesohn ist Autist. Der nächste hat eine Traumatisierung und der Vierte ist ein Crystal-Kind. Für mich war aber wichtig, dass Behinderung gar keine Rolle spielt. Als Pflegefamilie wächst man in vieles hinein. Klar hat man Zweifel, ob man das alles schafft, aber mit der Zeit wird es Normalität.
Das läuft in Dresden gut, denn die behinderten Kinder werden nicht abgetan, sondern laufen alle über das Jugendamt und werden dann auch vermittelt.
Interview geführt am: 12. Juni 2019
Den Verein „Wegen uns e. V.“ gibt es seit mehr als 23 Jahren. Wir haben als kleine Selbsthilfegruppe für Pflegefamilien angefangen. 2007 gab es einen Vorstandswechsel. Das Team, welches damals übernommen hat, unter anderem auch ich, hat gesagt: Das kann es noch nicht sein. Wir brauchen ein bisschen mehr, als einmal im Monat eine Weiterbildung anzubieten. Und sind wir schrittweise immer größer geworden. Wir haben hier in Dresden die Hauptgeschäftsstelle und eine Außenstelle in Leipzig.
Zurzeit haben wir um die 55 Mitarbeiter*innen. Viele davon in Teilzeit. In Dresden haben wir zwei Kindertagespflegen. Das ist zum einen die „Kükenkoje“; hier werden Kinder von null bis drei Jahren betreut. Dann haben wir noch „Die kleinen Dreckspatzen“. Dort werden Kinder von null bis sechs Jahren mit einem integrativen Ansatz betreut. Wir haben zum Beispiel ein kleines autistisches Mädchen oder auch einen Jungen, dessen Mutter in der Schwangerschaft Crystal konsumiert hat.
Es ist ein bisschen schade, dass sich die Stadt Dresden auf Kindertagespflege von null- bis sechsjährigen Kindern nicht so richtig einlässt. In den großen Kindergärten gehen solche Kinder eben unter. Bei uns sind es Gruppen von ca. vier bis fünf Kindern, wie bei anderen Tagesmüttern auch. Durch die kleine Größe gestaltet sich die Betreuung sehr individuell.
Wir befinden uns gerade in der Hauptgeschäftsstelle, hier bilden wir die Pflegefamilien aus oder machen Weiterbildungen. Uns ist es sehr wichtig, dass sich alle Mitarbeiter*innen mit dem Anliegen unseres Vereins identifizieren. Wir wollen uns nicht nur als Arbeitgeber sehen. Wir leben ein gutes Miteinander. Wir schauen, wer gute Ideen hat und versuchen, diese zügig umzusetzen. Wir müssen nicht schauen, was der oder die jeweilige Vorgesetzte dazu sagt, sondern wir probieren es einfach aus. Manchmal klappt es nicht, aber dann ist es eben so. Aber wir können sagen: Wir haben es versucht. Die Hälfte des Vorstandes arbeitet direkt hier, die andere Hälfte ist aber immer erreichbar. Das ist auch ganz wichtig, dass Einblick von außen vorhanden ist. Ein Großteil unserer Arbeit betrifft die Kinder- und Jugendarbeit. So können wir Angebote speziell für Pflegekinder oder verhaltensbesondere Kinder anbieten, zum Beispiel für Pflegekinder, die nicht mit ins Ferienlager können oder die aus dem Fußballverein ‚rausgeflogen‘ sind. Diese Kinder sind oft sehr lebhaft. Sie warten nicht, bis sie den Ball abspielen können, sondern die spielen den Ball sofort. Oder sie sind die lautesten im Kinderchor.
Das Ferienlager-Angebot ist vor allem für Kinder, die eine Eins-zu-eins-Betreuung brauchen. Inzwischen fahren nicht nur Pflegekinder mit, sondern auch Kinder mit Handicap. Wir fahren in der Regel mit zehn Kindern und sieben Erwachsenen ins Ferienlager. So ein Ferienlager ist teuer. Wir wissen, dass unsere Familien das aus eigener Tasche bezahlen müssen. Es kommt keine Kommune und sagt: Wir bezahlen das Ferienlager für das Pflegekind. Deshalb versuchen wir es relativ günstig zu halten. Bei uns kostet die Woche ca. 280 €. Damit ist die Unterkunft abgedeckt. Das Personal ist hauptsächlich ehrenamtlich dabei und die Verpflegung stellt unser Verein. Das Fahrgeld und den Rest versuchen wir mit Spenden auf die Beine zu stellen.
Wir bieten auch noch Ferien-Wochenenden in den Herbst- und Winterferien an. Dann gibt es noch den Sportdienstag mit Erlebnispädagogischen Inhalt, an dem es nachmittags immer mal woanders hin geht. Sechs Mal im Jahr gibt es auch einen Samstag, an dem die Pflegeeltern das Kind früh um 9.00 Uhr abgeben und abends 18.00 Uhr wieder abholen können. Wir betreuen dann die Kinder eins-zu-eins und die Eltern haben einen Tag, an dem sie Zeit für sich haben.
Aus der Pflegeeltern-Arbeit ist schrittweise die Arbeit entstanden, die wir jetzt für behinderte Menschen machen. Ein Beispiel ist unsere WG. Wir haben zwei inklusive WGs ermöglicht, die von „Aktion Mensch“ unterstützt werden. Wir als Verein mieten die Wohnungen an und begleiten die Wohngemeinschaft. Es ist aber nicht das typische Konzept, bei dem der Sozialpädagoge vor Ort ist. Die behinderten jungen Menschen wohnen mit Schüler*innen oder Student*innen zusammen. Dabei ist uns wichtig, dass es ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Bei den WG-Versammlungen sind wir dabei und schauen auch sonst regelmäßig vorbei, aber wir sind nicht ständig vor Ort. Das Konzept läuft ganz gut.
Seit Juli 2020 können wir mit einem weiteren Projekt durchstarten. Hier geht es um eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung, also ausdrücklich nicht für Eltern. Denn wir haben viele Kinder mit Handicap, die sich nicht raus trauen. Wir waren mit unserer Idee bei einem Mitarbeiter vom Jugendamt. Dieser war etwas verwundert und meinte, es gibt doch jede Menge Jugendclubs. Aber Jugendliche mit einem Handicap gehen dort nicht hin, weil sich nicht trauen. Wir haben Im Frühjahr 2019 ein Pilotprojekt gestartet, um zu schauen, wie es angenommen wird. Die Kinder und Jugendlichen nahmen es sehr gut an. Wir arbeiten mit Paten-Student*innen und Sozialpädagog*innen. Die Arbeit ist sehr intensiv. Es findet ein bis zweimal pro Woche ein Treffen statt. Da wird überlegt, was unternommen wird, beziehungsweise welche Fragen oder Probleme aktuell anstehen: „Was gibt es in meiner Nähe an Angeboten?“ Beispielsweise waren einige in einem Comic-Laden um die Ecke, weil ein Jugendlicher gerne zeichnet. Deshalb waren wir dann später auch in einem Park und haben Zeichnungen angefertigt.
Manchmal gehen wir auch shoppen. Es ist viel cooler ohne Mutter, die dann nicht mit hinten dranhängt und vorgibt, was schön aussieht. Wir möchten mit den Kindern und Jugendlichen Gruppen bilden, welche sich innerhalb der Gruppe unterstützen und den Mut finden, allein loszuziehen.
Für dieses Projekt erreichen wir die Kinder über ihre Pflegefamilien. Wir haben auch Kontakt zu verschiedenen Schulen in Dresden aufgenommen. Dort gibt es einige Kinder, die einfach nur einen kleinen Schubs brauchen, um sich zum Beispiel für ein Praktikum zu bewerben. Die Kinder lernen bei uns Toleranz und haben jemanden neben sich, der sie mitzieht.
Wir haben Kinder, die kein Handicap haben, aber ein Trauma. Diese Kinder betrifft diese Problematik auch. Da kommt sonst keiner und sagt: Ach, der ist seelisch behindert, der braucht Hilfe. Wir wollen diese Kinder und Jugendlichen ‚einsammeln‘ und mit ihnen rausgehen, ihnen sagen: Komm, wir schauen uns zum Beispiel mal das „PEP“ an.“ Das ist ein Jugendclub hier in der Gegend. Oder: „Geh mal in die Dresdner Neustadt, da ist zum Beispiel die Bunte Republik Neustadt.“
Mein Sohn ist 19 Jahre alt und auch Autist. Er ist ebenfalls Mitglied in diesem Projekt. Er ist immer um das Szeneviertel Neustadt geschlichen und hat sich nicht rein getraut. Jetzt geht er allein los. Mit der richtigen Begleitung ging es schnell. Und das ist für mich das Zeichen, dass jemand Cooles kommen muss und die Leute mitnehmen muss. Dann wird es Normalität. Wir haben mit Studierenden gute Erfahrung gemacht. Die kennen sich in der Szene aus. Und so ist das Angebot auch sehr niederschwellig.
Für dieses Projekt bekommen wir eine Förderung durch die ARD Fernsehlotterie. Gerade die Jugendlichen mit Handicap sind vielleicht noch mehr gefährdet, in die falsche Gruppe zu geraten. Deshalb sind solche Projekte nötig. Die zwei Mitarbeiter, die dieses Projekt betreuen sollen und wollen, haben das Konzept in ihrem Praktikum erarbeitet. Sie kommen von der Fachhochschule Dresden. Die würden das Projekt sehr gerne übernehmen und haben natürlich auch gute Kontakte zur Hochschule. Die zwei Mitarbeiter haben zudem einen guten Draht zu den jungen Leuten.
Das dritte Teilprojekt, welches wir im Bereich Behinderung anbieten, ist die Familienentlastung. Das machen wir über den „Kommunalen Sozialverband Sachsen“ (KSV), über die Betreuungsleistung der Krankenkassen. Wir gehen in die Familien mit möglichst immer der gleichen Betreuungsperson. Die Leistungen erstrecken sich von der Haushaltshilfe bis hin zur Begleitung bei Therapien. Der Betreuer oder die Betreuerin fährt auch mit dem Kind ins Ferienlager. Die Betreuer*innen können auch ein- bis zweimal in der Woche nachmittags kommen und mit den Kindern basteln oder auf den Spielplatz gehen. So entlasten wir die Eltern. Das wird sehr gut angenommen. Dieses Angebot ist manchmal ein Lichtblick für die Eltern, um mal durchatmen zu können.
Wir sind auch in der Schulintegrationshilfe tätig. Dort haben wir sehr viele seelisch behinderte Kinder, aber auch körperlich und geistig behinderte Kinder. Diese Fälle werden uns über das Sozial- und Jugendamt vermittelt. Das sind mittlerweile auch 24 Fälle in Leipzig und Dresden, bei denen wir Betreuer mit in die Schule schicken. Die Mitarbeiter sind in der Schule und betreuen die Kinder Eins-zu-eins. Diese Kinder werden teils vom Jugendamt und teils vom Sozialamt betreut.
Man darf nicht denken, dass man als Pflegefamilie das Kind irgendwann zurückgeben muss. Wir haben 98 % der Kinder in Dresden, die in ihren Pflegefamilien bleiben.
In Bezug auf eine Adoption bin ich etwas Zwiegestalten. Ich denke als Kind ändert man sich, bis man erwachsen ist. Und dann stellt man vielleicht fest, dass das Familiensystem nicht das richtige war. Genetik darf man auch nicht unterschätzen. Gerade was Umtriebigkeit betrifft und das Unterwegs sein. Ich finde, wenn die Kinder 18 sind und dann sagen „adoptiere mich“, dann ist das vielleicht die beste Variante. Weil sie sich dann bewusst selbst entscheiden.
Ich bin selbst Pflegemutter und ich finde, man muss von Anfang an ehrlich sein und sagen, dass man das Kind nicht geboren hat. Da machen meist die Erwachsenen eher ein Problem daraus als die Kinder. Man muss einfach sagen: „Der eine kam aus meinem Bauch, der andere nicht, aber ihr seid trotzdem alle meine Kinder.“
Wenn ich Pflegemutter eines Pflegekindes bin, dann habe ich automatisch das Alltags-Sorgerecht und kann alles im Alltag entscheiden. Überall wo „Erziehungsberechtigte“ drunter steht, darf ich sozusagen entscheiden. Wenn es aber darum geht ein Kind zum Beispiel ins krisengeschüttelte Ausland zu schicken, dann muss der Sorgeberechtigte unterschreiben. Der Sorgeberechtigte entscheidet alles, was Auswirkungen auf das weitere Leben hat. Entweder ist das ein Amtsvormund oder ein Berufsbetreuer oder es sind manchmal die leiblichen Eltern. Oder es sind die Pflegeeltern. Ich habe zum Beispiel für meine Kinder die komplette Elternfürsorge. Dieses Recht hat man nicht gleich, aber wenn alles gut läuft, bekommt man es in der Regel nach zwei Jahren. Dann entscheidet man eigentlich alles, so wie beim leiblichen Kind. Es gibt ein paar kleine Einschränkungen. Wenn das Kind zum Beispiel eine Ausbildung beginnt, dann muss ich mir das vom Amtsgericht noch einmal genehmigen lassen. Wenn ich eine Namensänderung durchführe, dann muss das Amtsgericht zustimmen. Oder wenn ich ein Konto für das Kind eröffne.
Wenn die leiblichen Eltern plötzlich sagen, sie möchten ihr Kind zurück, dann würde ich schauen, wie lange das Kind schon in der Pflegefamilie ist. Wenn das Kind schon ein Jahr in der Familie ist, dann würde ich einen Antrag auf Verbleib in der Pflegefamilie stellen. Denn dann ist damit zu rechnen, dass das Kind nicht ohne Schaden aus der Pflegefamilie geht. Es geht nicht ohne weiteres, dass die Eltern ihr Kind zurückbekommen. Vor so etwas haben natürlich Pflegefamilien Angst. Aber so einfach ist es eben nicht. Mit den Eltern, die dann tatsächlich wieder für ihre leiblichen Kinder da sind, kann man auch arbeiten. Das sind allerdings eher wenige Ausnahmen. Die meisten Eltern sind nicht mehr präsent. Wenn also die leiblichen Eltern wirklich da sind, dann kann man mit denen auch meistens gut reden und ihnen erklären, dass das Kind jetzt viele Jahre in einer Pflegefamilie war und dort Mama und Papa hat. Als leibliche Eltern kann man trotzdem da sein, wenn man gebraucht wird.
Mit unserer Geschäftsstelle wollten wir mittendrin sein im Geschehen. Ich muss sagen, hier vor Ort ist es ein sehr harmonisches Miteinander. Das ist hier schon ein Problemviertel. Aber ich möchte hier auch nicht weg.
Ich finde, dass Pflegefamilien Inklusion leben. Meine Tochter ist 20, sie ist geistig schwerbehindert. Mein Pflegesohn ist Autist. Der nächste hat eine Traumatisierung und der Vierte ist ein Crystal-Kind. Für mich war aber wichtig, dass Behinderung gar keine Rolle spielt. Meine Tochter hat sich damals mit 14 wahnsinnig bei ihrer Lehrerin beschwert, weil ich gesagt habe: Nimm mal deinen Ausweis mit, den brauchst du. Sie hat entziffert, was darauf stand und meinte „Mutti behauptet, ich wäre behindert.“ Dann habe ich erstmal alle zusammengetrommelt und mich mit ihnen hingesetzt. Ich habe gesagt: „Papa hat Rücken, Mutti hat einen Putzfimmel. Jeder hier am Tisch hat irgendwie eine Meise. Ein oder Zwei von uns haben das Glück, einen Ausweis zu haben und die können dann damit kostenlos rumfahren. Sie können ins Kino oder ins Schwimmbad und können sogar noch jemanden mitnehmen.“ Und dann saß sie am Tisch und war eigentlich ganz stolz.
Es ist mir egal, ob das Kind eine geistige Behinderung hat, ich behandle es normal. Das ist das Wichtigste. Nicht, dass man sagt, „du hast das jetzt“, sondern dass man einfach die Normalität lebt. Nicht zu sagen: Versteht sie das mit dem Besteck? Sondern es einfach zu machen. Ich habe drei Monate am Besteckkasten gestanden und gesagt: „Such bitte die Messer raus.“ Nach drei Monaten hat sie es gekonnt.
Als Pflegefamilie wächst man in vieles hinein. Klar hat man Zweifel, ob man das alles schafft, aber mit der Zeit wird es Normalität. Das läuft in Dresden gut, denn die behinderten Kinder werden nicht abgetan, sondern laufen alle über das Jugendamt und werden dann auch vermittelt.
Mehr zum Verein "Wegen uns e. V.": http://www.wegenuns-ev.de/
Interview geführt am: 12. Juni 2019
Hallo!
Ich bin Maika Hochberger aus Dresden.
Ich bin Mutter und Pflege-Mutter.
Meine Tochter ist 20.
Sie ist geistig schwer-behindert.
Mein erster Pflege-Sohn ist Autist.
Mein zweiter Pflege-Sohn ist traumatisiert.
Mein dritter Pflege-Sohn ist ein Crystal-Kind.
Crystal-Kind bedeutet:
Seine Mutter hat in der Schwangerschaft die Droge Crystal genommen.
Für mich war immer wichtig:
Die Behinderungen sollen keine Rolle spielen.
Als Pflege-Familie wächst man an den Herausforderungen.
Man lernt immer dazu.
Klar hatten wir auch Zweifel, ob wir alles schaffen.
Ich finde:
Pflege-Familien leben Inklusion.
Das läuft in Dresden gut.
Das Jugend-Amt vermittelt die behinderten Kinder an Pflege-Familien.
Vor mehr als 20 Jahren haben wir eine kleine Selbst-Hilfe-Gruppe für Pflege-Familien gegründet.
Daraus ist der Verein Wegen uns e.V. entstanden.
Heute hat der Verein 2 Geschäfts-Stellen:
Eine ist in Dresden.
Die andere ist in Leipzig.
In Dresden haben wir 2 Kinder-Tages-Pflegen:
Dort werden Kinder von 0 bis 6 Jahren betreut.
Die Betreuung ist integrativ.
Wir haben zum Beispiel ein kleines autistisches Mädchen.
Unser Verein hat Angebote speziell für Pflege-Kinder.
Oder für verhaltens-besondere Kinder.
Zum Beispiel für Pflege-Kinder, die nicht mit ins Ferien-Lager können.
Oder die aus dem Fuß-Ball-Verein geflogen sind.
Wir haben auch noch andere Projekte.
Zum Beispiel Wohn-Gemeinschaften.
Wir haben 2 inklusive Wohn-Gemeinschaften möglich gemacht.
Sie wurden von der Aktion Mensch unterstützt.
Seit Juli 2020 gibt es ein weiteres Projekt.
Hier geht es um eine Beratungs-Stelle für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung.
Also ausdrücklich nicht für Eltern.
Es gibt viele Kinder mit Behinderung, die sich nicht trauen.
Weil sich immer die Eltern um alles kümmern.
Wir möchten mit den Kindern Gruppen bilden.
So dass sich die Kinder gegenseitig unterstützen.
Und mutig werden!
Und raus gehen!
Ein weiteres Projekt ist die Familien-Entlastung.
Zum Beispiel Haushalts-Hilfe.
Oder Begleitung zu Therapien.
Mit diesem Angebot helfen wir Eltern von Kindern mit Behinderung.
So können sie mal eine Pause machen.
Das Gespräch war am 12. Juni 2019.
Maika Hochberger
Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):
Maika Hochberger
Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes: