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Felix aus Bad Schandau

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    Felix

    Stichworte

    Ich war 16 Jahre alt und ich habe mir gesagt: „Gut, das Bein ist ab, aber ich lebe noch.“

    Es war nie so, dass ich gedacht habe: „Oh Gott, jetzt ist alles vorbei.“

    Die Kinder gehen ganz normal damit um, dass auf der Feuerwehr auch ein Mensch mit Behinderung arbeitet.

    Wenn man Inklusion zulässt, funktioniert es.

      Ich bin Felix Strohbach, 36 Jahre alt und hatte 2002 einen fremdverschuldeten Motorrad-Unfall bei dem ich ein Bein verloren habe. Ich arbeite als Sachbearbeiter in der Stadtverwaltung und bin nebenbei noch bei der Feuerwehr in Bad Schandau tätig.

      In der Feuerwehr reden wir nicht über meinen Unfall, weil er direkt vor der Feuerwehr passiert ist und meine Kameraden die Ersten am Unfallort waren. Bei dem Unfall wurde mir „nur“ der Fuß abgerissen, aber ich hatte eine Blutvergiftung im Bein. Deshalb wurde mir Stück für Stück das Bein abgenommen, bis auf der Seite Hüfte und Becken raus waren. Und dann haben die Ärzte gesagt: „Entweder er schafft es jetzt oder er stirbt.“ Aber ich habe es geschafft. Mein Körper hat am Ende den Kampf gegen die Blutvergiftung gewonnen.

      Ich war damals 16 Jahre alt aber es war nie so, dass ich gedacht habe: „Oh Gott, jetzt ist alles vorbei.“ Es ging immer irgendwie weiter. Ich habe immer gekämpft und bisher hat auch alles funktioniert. Ich weiß, dass ich nicht tanzen oder klettern gehen kann. Aber ich kann hier bei der Feuerwehr dabei sein und Einsätze mitfahren. Ich habe mein Haus selbst saniert. Es gibt wenige Dinge, die ich nicht mache. Es geht halt immer ein Stück weiter und du musst alles versuchen und musst auch damit leben, dass vielleicht auch mal etwas nicht geht.

      Die ganze Jugend bei der Feuerwehr kennt mich gar nicht mit zwei Beinen. Da gibt es absolut keine Berührungsängste, absolut keine Hemmungen. Das ist dann auch die soziale Komponente in einer Jugendfeuerwehr. Die Kinder gehen ganz normal damit um, dass auf der Feuerwehr auch ein Mensch mit Behinderung arbeitet. Ich sage den Kindern auch, wenn ihr etwas wissen wollt, dann fragt mich oder fragt die Menschen mit Behinderung, die beißen nicht.

      Wenn man Inklusion zulässt, funktioniert es. Man muss es aber annehmen, wenn es einen persönlich betrifft. Man muss offen sein und seinen Horizont erweitern. Wenn ich zu Hause auf dem Sofa sitze, gibt es keine Inklusion. Ich würde gern mehr Leute motivieren, wieder raus zu gehen. Deshalb mache ich auch gern bei verschiedenen Projekten mit. Und wenn ich nur einen Menschen erreiche, ist das schon viel Wert.

      Einleitung: Wer bin ich

      Ich bin Felix Strohbach.

      Ich bin 36 Jahre alt.

      Und hatte mit 16 Jahren einen Motorrad·unfall.

      Bei dem Motorrad∙unfall verlor ich 1 Bein.

      Ich arbeite als Sach·bearbeiter in der Stadt·verwaltung.

      Eine Verwaltung regelt Dinge.

      Dinge für das Zusammen·leben der Menschen.

      Sach·bearbeiter arbeiten im Büro.

      Nebenbei bin ich bei der Feuerwehr in Bad Schandau tätig.

       

      Unfall und Verletzungen

      Der Unfall war fremd·verschuldet.

      Das heißt:

      Es war nicht meine Schuld.

      Ein Autofahrer überholte 3 Autos.

      Und übersah mich.

      Er fuhr direkt in mich rein.

      Bei dem Unfall wurde mir der Fuß ab·getrennt.

      Ich bekam eine Blut·vergiftung im Bein.

      Eine Blut·vergiftung ist eine schwere Entzündung.

      Ohne Behandlung kann sie lebens·bedrohlich sein.

      Ich kam ins Krankenhaus in Dresden.

      Stück für Stück nahm man mir das Bein ab.

      Meine Überlebens·chancen waren sehr gering.

      Aber ich schaffte es.

      Ich hatte Glück.

       

      Erste Schritte nach dem Unfall

      Zuerst saß ich im Rollstuhl.

      Ich musste vieles neu Lernen.

      Besonders laufen.

      Ich lernte mit einer Prothese zu laufen.

      Eine Prothese ist ein künstlicher Ersatz für ein fehlendes Körperteil.

      Mit der Prothese kam ich nicht zurecht.

      Ich kann auch ohne Prothese mit Krücken laufen.

      Deshalb benutze ich keine Prothese.

       

      Rückkehr zu Feuerwehr

      Nach dem Unfall war ich in einer Rehabilitation.

      Rehabilitation heißt: Man stellt das Wohl·befinden von einem Menschen wieder her.

      Damit der Mensch wieder am Leben teilhaben kann.

      Danach machte ich die Ausbildung in der Jugendfeuerwehr mit.

      Später wechselte ich von der Jugendfeuerwehr in die freiwillige Feuerwehr für Erwachsene.

      Dort bin ich immer noch.

      Bei der freiwilligen Feuerwehr kann man bis zum 65. Lebensjahr mitmachen.

      So lange möchte ich dabeibleiben.

       

      Freizeit∙gestaltung

      Mittlerweile kann ich mit meiner Behinderung umgehen.

      Ich bin aktiv.

      Ich mache viele Dinge:

      • Ich fahre in den Wander·urlaub.
      • Ich fahre Quad.
      • Ich gehe ins Fitness·studio.
      • Und ich mache meinen Kraft·sport.
      • Ich fahre Fahrrad.
      • Ich gehe arbeiten.
      • Ich bin bei der Feuerwehr.

       

      Aufgaben bei der Feuerwehr

      Bei einem Feuer∙einsatz kann ich vieles tun.

      Ich leite den Einsatz.

      Ich führe die Gruppe.

      Ich mache die Lage·erkundung.

       

      Erfahrung und Wahrnehmung

      Ich arbeite als ein Mensch mit Behinderung in der Feuerwehr.

      Für die Kinder dort ist das normal.

      Für andere Kinder ist eine Behinderung nicht normal.

      Manche Kinder wollen etwas über meine Behinderung wissen.

      Ich sage den Kindern:

      Fragt mich.

      Die Kinder fragen:

      Was ist geschehen?

      Ich antworte offen.

      Die Eltern sind schwierig.

      Manche ziehen ihre Kinder weg von mir.

       

      Herausforderungen im Alltag

      Für Hilfsmittel brauche ich Geld.

      Oder für den Umbau in meinem Haus.

      Das muss ich beantragen.

      Dafür muss ich viel Papier·kram ausfüllen.

      Das nervt mich.

      Und ist herausfordernd.

       

      Umgang mit Schmerzen

      Ich fühle das fehlende Bein immer.

      Und manchmal tut es weh.

      Es ist ein stechender Schmerz.

      Diese Schmerzen nennen sich Phantom·schmerzen.

      Man empfindet sie im fehlenden Körperteilen.

      Bei einem Wetter·wechsel ist es schlimm.

      Auf Grund von Phantom·schmerzen muss ich zu Hause bleiben.

      Ich kann dann nur Tabletten nehmen.

      Und zu Hause auf dem Sofa liegen.

       

      Inklusion und Motivation

      Inklusion ist möglich.

      Dafür muss man Inklusion wollen.

      Man muss offen sein für Neues.

      So gelingt Inklusion nicht:
      Wenn man nur zuhause auf dem Sofa sitzt.

       

      Ich möchte Menschen motivieren.

      Deshalb mache ich bei verschiedenen Projekten mit.

      Da reicht es mir nur einen Menschen zu erreichen.

      Das ist viel wert.

      Ein Beispiel:

      Ich war in einer Schule.

      Ich erzählte Schülern von meinem Leben als Mensch mit Behinderung.

      So werden Menschen mit Behinderungen später als normal wahrgenommen.

      Das finde ich wichtig.

       

      Interview geführt am: 08.02.2024

      Interview veröffentlicht am: 07.05.2024

      Felix

      Kurztext in Gebärdensprache (das Video besitzt keinen Ton und keinen Untertitel):

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      Felix aus Bad Schandau

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        Felix

        Stichworte

        Ich war 16 Jahre alt und ich habe mir gesagt: „Gut, das Bein ist ab, aber ich lebe noch.“

        Es war nie so, dass ich gedacht habe: „Oh Gott, jetzt ist alles vorbei.“

        Die Kinder gehen ganz normal damit um, dass auf der Feuerwehr auch ein Mensch mit Behinderung arbeitet.

        Wenn man Inklusion zulässt, funktioniert es.

          Bildbeschreibung und Einsprache des Kurztextes:

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          Portrait - Felix
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