Matthias aus Chemnitz
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Im Gespräch mit einem ‚regulären‘ Taxifahrer habe ich herausgefunden, wieso wir keine Fahrer finden. Das liegt wirklich an der Scheu vor unseren Fahrgästen mit Behinderung.
Ich würde mir manchmal mehr gesellschaftliche Anerkennung wünschen. Es heißt immer, wir würden ja nur Auto fahren. Natürlich fahren wir Auto, aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahrgäste.
Die Arbeit als Fahrdienstleister ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Ich hatte mir den Beruf auch nicht so stressig vorgestellt. Man kommt sehr oft an sein Limit.
Ich habe seit über 30 Jahren Rheuma und weiß was Schmerzen bedeuten.
Auszug aus einem Interview mit Matthias aus Chemnitz. Das Interview wurde am 14. März 2019 geführt.
Ich arbeite seit 2007 im „CoWerk“ in Chemnitz, und seit dem 01. Januar 2018 bin ich Fahrdienstleiter. Wir fahren viele schwerbehinderte Menschen – also alle, die selbst nicht mehr so richtig mit Bus oder Bahn fahren können. Wir betreuen unsere Fahrgäste natürlich auch teilweise.
Über den Blindenfußball bin ich zur Betreuung von Menschen mit Behinderung gekommen. Wir sind mit den Fußballspielern viel in ganz Deutschland unterwegs. Wir haben jede Woche Training. Das hat mir recht viel Spaß gemacht. Früher habe ich auch noch selbst als Torwart mitgespielt, dann nur noch als Trainer. Das Ganze ist über Jahre hinweg gewachsen. Denn es ist sehr schwierig Leute zu finden, die diesen schweren Sport betreiben. Der Ball ist ein Akustik-Ball und hat im Inneren Glocken. Die Spieler werden über sogenannte Guides von außen angeleitet beziehungsweise gerufen. Obwohl ich wenig Zeit habe, bin ich im Blindenfußball noch immer aktiv.
Aber man kommt schon an seine Grenzen, weil man ja auch auf Arbeit viel zu tun hat. Unser Problem ist, dass wir trotz guter Arbeitsbedingungen ständig Fahrer suchen. Im Gespräch mit einem ‚regulären‘ Taxifahrer habe ich herausgefunden, wieso wir keine Fahrer finden. Das liegt wirklich an der Scheu vor unseren Fahrgästen mit Behinderung. Natürlich müssen die Fahrer auch mit den behinderten Fahrgästen kommunizieren. Damit haben meine Fahrer und ich nie ein Problem gehabt, aber viele Menschen können damit nicht umgehen und wollen deshalb den Job nicht machen.
Ich würde mir manchmal mehr gesellschaftliche Anerkennung wünschen. Es heißt immer, wir würden ja ‚nur‘ Auto fahren. Natürlich fahren wir Auto, aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahrgäste. Auch die Preisgestaltung ist für uns problematisch. Wenn man keine Ausschreibung gewinnt, bekommt man keinen Auftrag, aber die Fahrer müssen trotzdem mit Arbeit versorgt werden. Man ist also trotzdem in der Verantwortung, unseren Mitarbeitern Arbeit zu liefern.
Ich selbst habe eine Schwerbehinderung. Seit über 30 Jahren habe ich Rheuma und weiß, was Schmerzen bedeuten. Ich bin über ein Basismedikament aber ganz gut eingestellt. Das hat bis jetzt funktioniert. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Mein Name ist Matthias. Ich arbeite seit 2007 im „CoWerk“ in Chemnitz, und seit dem 01. Januar 2018 bin ich Fahrdienstleiter. Wir fahren viele schwerbehinderte Menschen – also alle, die selbst nicht mehr so richtig mit Bus oder Bahn fahren können. Teilweise betreuen unsere Fahrgäste natürlich auch. Ich bin auch noch als Trainer im Blinden-Fußball tätig. Vorher habe ich lange Zeit eine Fremdfirma betreut, Auftrags-, Akquise-Management und Rechnungslegung erledigt. Als diese Tätigkeit Ende 2017 ausgelaufen ist, wurde ich Fahrdienstleiter. Ich bin 58 Jahre alt und habe eine Schwerbehinderung. Seit über 30 Jahren habe ich Rheuma und weiß, was Schmerzen bedeuten. Ich bin über ein Basismedikament aber ganz gut eingestellt. Das hat bis jetzt funktioniert. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Über den Blindenfußball bin ich zur Betreuung von Menschen mit Behinderung gekommen. Wir sind mit den Fußballspielern viel in ganz Deutschland unterwegs. Wir haben jede Woche Training. Das hat mir recht viel Spaß gemacht. Früher habe ich auch noch selbst als Torwart mitgespielt, dann nur noch als Trainer. Das Ganze ist über Jahre hinweg gewachsen. Denn es ist sehr schwierig, Leute zu finden, die diesen schweren Sport betreiben. Der Ball ist ein Akustik-Ball und hat im Inneren Glocken. Die Spieler werden über sogenannte Guides von außen angeleitet beziehungsweise gerufen. Obwohl ich wenig Zeit habe, bin ich im Blindenfußball noch immer aktiv.
Aber man kommt schon an seine Grenzen, weil man ja auch auf Arbeit viel zu tun hat. Unser Problem ist, dass wir trotz guter Arbeitsbedingungen ständig Fahrer suchen. Im Gespräch mit einem ‚regulären‘ Taxifahrer habe ich herausgefunden, wieso wir keine Fahrer finden. Das liegt wirklich an der Scheu vor unseren Fahrgästen mit Behinderung. Natürlich müssen die Fahrer auch mit den behinderten Fahrgästen kommunizieren. Damit haben meine Fahrer und ich nie ein Problem gehabt, aber viele Menschen können damit nicht umgehen und wollen deshalb den Job nicht machen. Zum Glück hatte auch noch niemand während der Fahrt einen Anfall, obwohl das Risiko ja immer da ist. Bei manchen Fahrten fährt eine Begleitperson mit. Für die Rollstuhlfahrer haben wir auch Fahrzeuge mit einer Rampe, die man ausklappt, um den Rollstuhl ins Fahrzeug hochzuschieben und zu befestigen. Und wir haben nun auch Fahrzeuge mit einer elektrischen Rampe. Die fährt man herunter, der Mensch im Rollstuhl fährt drauf, und dann wird sie elektrisch wieder hochgefahren.
Unsere Dienste werden von vielen Interessenten angefordert, beispielsweise vom „Kommunalen Sächsischen Verband“ (KSV), der Stadt Chemnitz, dem Sozialamt Chemnitz, der Arbeitsagentur und natürlich auch von Privatpersonen. Wir bieten auch Sonderfahrten an, fahren zum Beispiel ältere Leute mit Transportschein zum Arzt oder in ein Krankenhaus. Dann gibt es natürlich auch Privatfahrten, die für Rollstuhlfahrer*innen schon etwas mehr kosten. Über die Krankenkassen werden vorgegebene Preise abgerechnet. Aber privat geht es nach Kilometern, und es kommen noch Lohnkosten, das Fahrzeug selbst usw. drauf. Im Vergleich zu anderen Fahrdiensten sind wir leider schon recht teuer. Aber bei Preisen am unteren Limit könnten wir einfach nicht bestehen. Denn ich muss dem Fahrer Mindestlohn zahlen, Wartezeiten werden bezahlt. Deswegen sind wir eher im höheren Preissegment angesiedelt.
Unsere Fahrer werden beim Jobantritt geschult. Man braucht einen Personenbeförderungsschein, um überhaupt Personen befördern zu dürfen. Aber wir haben natürlich auch Stückgutfahrten. Unser Fahrdienst ist ein bisschen besonders und recht abwechslungsreich. Manchmal ist die Arbeit mit viel Stress verbunden, wenn die Fahrgäste nicht Bescheid sagen, dass sie mal nicht abgeholt werden wollen. Dann fahren wir umsonst hin. Das ist anstrengend und macht manchmal keinen Spaß mehr. Aber wir leben damit. Andererseits sind auch froh, dass wir Menschen betreuen können, die alleine nicht zurecht kämen. Der Vorteil bei uns ist natürlich, dass die Werkstatt, das Wohnheim für Schwerbehinderte und andere Akteure im Co-Werk zusammen arbeiten.
Wir arbeiten auch ziemlich eng mit der Körperbehinderten-Schule zusammen. In verschiedenen Schulen haben wir die Schulversorgung übernommen. Aber wir bekommen nicht automatisch alle Aufträge aus sozialen Bereichen. Auch wir beteiligen uns an den Ausschreibungen und müssen uns am Markt behaupten, trotz unserer menschlichen Komponente und unserem Verständnis. Bei den öffentlichen Ausschreibungen wird das billigste Angebot ausgewählt. Die Verantwortung wird dem Dienstleister zugeschoben. Bisweilen gibt es Jahresausschreibungen. Wenn man ein Jahr lang eine Fahrt fest einplanen kann, muss man auch einen Fahrer und ein Auto finanzieren. Aber da ist das ja noch nicht finanziert. Besser sind dann zwei oder drei Jahre, weil man länger planen kann.
Die Arbeit als Fahrdienstleister ist anspruchsvoll und abwechslungsreich. Ich hatte mir den Beruf auch nicht so stressig vorgestellt. Man kommt sehr oft an sein Limit. Das passiert zwar auch jetzt hin und wieder mal, wenn die Arbeitszeit kein Ende zu nehmen scheint. Aber so wäre es überall. Firmenmäßig läuft es bei uns perfekt. Geld ist ein anderer wichtiger Faktor. Es zählt für mich natürlich schon, aber lieber habe ich weniger Geld und dafür mehr Hilfen am Arbeitsplatz oder kann mehr Dinge abgeben. Ich habe zum Beispiel einen verstellbaren Schreibtisch, an dem ich auch stehen kann. Gerade weil ich beim Fahren viel sitze, ist mir der verstellbare Schreibtisch sehr wichtig.
Wir haben auch Fahrer mit Einschränkungen, die nicht mehr schwer heben können, und auch länger für bestimmte Dinge brauchen. Wir brauchen diese Fahrer natürlich um unsere Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden auszuführen. Aber andererseits können wir die körperlich schwere Arbeit nicht ohne Ende an die Fahrer ohne Einschränkungen abgeben. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Fahrer sich Einschränkungen zuziehen. Es ist deswegen wichtig für uns, die Leute ohne Behinderung auch mal rauszunehmen und ihnen eine kurze Ruhepause zu gönnen.
Ich würde mir manchmal mehr gesellschaftliche Anerkennung wünschen. Es heißt immer, wir würden ja nur Auto fahren. Natürlich fahren wir Auto, aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahrgäste. Auch die Preisgestaltung ist für uns problematisch. Wenn man keine Ausschreibung gewinnt, bekommt man keinen Auftrag, aber die Fahrer müssen trotzdem mit Arbeit versorgt werden. Man ist also trotzdem in der Verantwortung, unseren Mitarbeitern Arbeit zu liefern. Aber das ist ein strukturelles Problem, das die Einzelnen wahrscheinlich nicht regeln können. Wir Fahrdienste sprechen das Problem immer mal wieder an, sowohl bei Ausschreibungen in verschiedenen Bereichen der Vergabestellen. Und die Institutionen wissen auch ganz genau um das Problem, aber sie haben eben auch keine andere Möglichkeit. Auch wenn sie das Vorgehen gern ändern würden, können sie es nicht.
Link zu CoWerk Chemnitz: https://www.cowerk.de/
Interview geführt am: 14.03.2019
Hallo!
Ich bin Matthias aus Chemnitz.
Ich arbeite seit dem Jahr 2007 im Fahr-Dienst.
Seit dem Jahr 2018 bin ich Fahr-Dienst-Leiter.
Wir fahren schwer-behinderte Menschen.
Wir fahren sie mit dem Auto.
Denn die Menschen haben Schwierigkeiten mit dem Bus.
Oder mit der Bahn.
Wir betreuen unsere Fahr-Gäste auch zum Teil.
Wie ich zu meinem Job gekommen bin?
Über den Blinden-Fuß-Ball.
Wir fahren mit den Fuß-Ball-Spielern durch ganz Deutschland.
So bin ich zum Fahr-Dienst für Menschen mit Behinderung gekommen.
Der Blinden-Fuß-Ball macht mir viel Spaß.
Das Spiel ist sehr schwierig.
Es geht so:
Der Ball hat im Inneren Glocken.
So können ihn die blinden Spieler hören.
Die Spieler werden von außen geleitet.
Menschen ohne Seh-Behinderung rufen ihnen zu.
Ich war früher Tor-Wart.
Jetzt bin ich Trainer.
Wir treffen uns 1 Mal pro Woche zum Training.
Ich habe eigentlich wenig Zeit.
Aber trotzdem bin ich immer noch im Blinden-Fußball aktiv.
Bei meiner Arbeit habe ich viel zu tun.
Das Problem ist:
Es ist schwierig, Fahrer zu finden.
Obwohl die Arbeits-Bedingungen gut sind.
Ich habe mal mit einem normalen Taxi-Fahrer gesprochen.
Er hat mir gesagt:
Viele Fahrer haben Angst vor Fahr-Gästen mit Behinderung.
Sie wissen nicht, wie sie mit ihnen reden sollen.
Das hat mich erstaunt.
Meine Fahrer und ich hatten nie ein Problem mit unseren Fahr-Gästen.
Aber viele Menschen können damit nicht umgehen.
Deshalb wollen sie den Job nicht machen.
Ich wünsche mir mehr Lob für meinen Job.
Es heißt immer:
Ihr fahrt ja nur Auto.
Natürlich fahren wir Auto.
Aber wir haben eben auch behinderte Menschen als Fahr-Gäste.
Eine andere Schwierigkeit in meinem Job:
Den richtigen Fahr-Preis festzulegen.
Manchmal bekommen wir keine Aufträge.
Aber ich muss meine Fahrer trotzdem bezahlen.
Ich selbst habe eine Schwer-Behinderung.
Seit über 30 Jahren habe ich Rheuma.
Deshalb weiß ich, was Schmerzen bedeuten.
Ich habe ein gutes Medikament.
So kann ich meinen Alltag bewältigen.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Das Gespräch war am 14. März 2019.