Herr Marquardt
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Was ich mir für die Zukunft erhoffe ist, dass die Entwicklung nicht wieder zurückgeht.
Sämtliche Angebote müssen inklusiv sein. Und das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern alle Menschen.
Es hat sich eingebürgert, zum Teil ist es aus der Not entstanden, dass man Fahrgemeinschaften bildet, bzw. die Fahrten über den Verein organisiert.
Auszug aus einem Interview mit Steffen Marquardt aus Plauen im Vogtland. Das Interview wurde am 28. März 2019 geführt.
Ich kann von mir sagen, dass ich ein Gesicht inklusiver Aktion im Vogtland war und bin. Man muss in meinem Falle allerdings dazusagen, dass ich immer Hilfe erhalte, da ich umfangreiche Einschränkungen habe. Ich sitze nach einer Hirnblutung 2004 im Rollstuhl. Außer Geheinschränkungen habe ich auch noch Höreinschränkungen und bin über mehrere Gliedmaßen mehr oder weniger gelähmt.
Ich benutze meistens das Wort ‚inklusiv‘, weil ich das Adjektiv besser finde. Sämtliche Angebote müssen inklusiv sein. Und das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern alle Menschen. Irgendwann setzte sich auch die Erkenntnis durch, dass nicht überall Inklusion darüberstehen muss, wo Inklusion drin ist. Weil alle Projekte, an denen ich arbeite, für Menschen mit und ohne Behinderung zugänglich sind.
Das Wirken für Inklusion ging 2011 mit einem Projekt in Zusammenarbeit mit dem „Vogtländischen Knollenring e.V.“ los. Dort ging es um das Suchen, Testen und Dokumentieren barrierearmer Wanderwege im Vogtland. Für dieses Projekt wurden wir 2015 mit dem Inklusionspreis von Mitteldeutschland „Mosaik“ ausgezeichnet.
Ich arbeite in sehr vielen Projekten mit, zum Beispiel ist das Thema „Barrierefreier Öffentlicher Nahverkehr“ immer ein Problem. Es hat sich eingebürgert, zum Teil ist es aus der Not entstanden, dass man Fahrgemeinschaften bildet oder die Fahrten über den Verein organisiert. Vor allem ist es immer noch so, dass man sich ein paar Tage vorher anmelden muss, um Bus und Bahn zu nutzen. Diese Fristen müssten verkürzt werden, weil die Spontanität verloren geht. Bei den Bussen ist es ähnlich. In der Region wurden Kleinbusse angeschafft. In diese kommt man als Rollstuhlfahrer mit großen, aber handelsüblichen Rollstühlen nicht rein. Wir haben es probiert. Hier wollen oder müssen wir uns einbringen.
Was ich mir für die Zukunft erhoffe ist, dass die Entwicklung nicht wieder zurückgeht. Wir haben in Sachsen so viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel das „Investitionsprogramm Lieblingsplätze“. Es wäre sehr zu bedauern, wenn wir diese ganzen Projekte und Errungenschaften wieder verlieren.
Ich kann von mir sagen, dass ich ein Gesicht inklusiver Aktion im Vogtland war und bin. Man muss in meinem Falle allerdings dazusagen, dass ich immer Hilfe erhalte, da ich umfangreiche Einschränkungen habe. Ich sitze nach einer Hirnblutung seit 2004 im Rollstuhl. Außer Gehirneinschränkungen habe ich auch noch Höreinschränkungen und bin über mehrere Gliedmaßen mehr oder weniger gelähmt.
Ich benutzte meistens das Wort ‚inklusiv‘, weil ich das Adjektiv besser finde. Denn Grundlage für alles was wir machen, mit dem Verein zum Beispiel, ist inklusiv. Das geht bei der Barrierefreiheit los und hört dann eben irgendwo auf. Sämtliche Angebote müssen inklusiv sein. Und das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern alle Menschen. Für mich ist die inklusive Arbeit Grundlage für die inklusive Gesellschaft. Irgendwann setzte sich auch die Erkenntnis durch, dass nicht überall Inklusion darüberstehen muss, wo Inklusion drin ist. Weil alle Projekte, an denen ich arbeite, für Menschen mit und ohne Behinderung zugänglich sind.
Das Wirken für Inklusion ging 2011 mit einem Projekt in Zusammenarbeit mit dem „Vogtländischen Knollenring e.V.“ los. Dort ging es um das Suchen, Testen und Dokumentieren barrierearmer Wanderwege im Vogtland. Für dieses Projekt wurden wir 2015 mit dem Inklusionspreis „Mosaik“ von Mitteldeutschland ausgezeichnet. Nach Beendigung des Projektes machte Uli Wenzel, der damalige Vereinsvorsitzende des vogtländischen Knollenrings, allein mit uns („VITAL e.V.“) weiter. Bis Uli Wenzel 2017 starb. Das Projekt „Inklusion im Vogtland” der Diakonie Auerbach und andere Projekte machten an dieser Stelle weiter.
An der Gestaltung des Westvogtländischen Wandertags sind wir als „Vital e.V.“ seit 2013 beteiligt. Zusammen mit Heike Löffler vom „Vogtländischen Mühlendreieck“ und Andrea Langbein von der „Elterninitiative Hilfe für Behinderte und ihre Familien Vogtland e.V.“ geben wir praktische Tipps für das barrierefreie Wandern im Vogtland. Zusammen mit Tina Böhme (auch im Rollstuhl), von der das Projekt ausging, haben wir in Kooperation mit der Tourist-Information Plauen einen barrierearmen Stadtrundgang in Plauen initiiert, der jetzt angeboten wird.
Kommen wir zu aktuellen Aktivitäten: 2015 gab es das vom Freistaat Sachsen geförderte „Netzwerkprojekt Inklusionskultur“ – ein Projekt zum Abbau gegenständlicher und psychosozialer Barrieren mit Hilfe künstlerisch-kultureller Gestaltungs- und Begegnungsmöglichkeiten sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Einen Überblick über das Projekt haben wir auf Anfrage in der Zeitschrift des Seniorenrates Thüringen veröffentlicht. Von diesem recht umfangreichen Projekt läuft noch der „Musikalische Kaffeetratsch“, eine monatlich stattfindende Chorrunde im „Quartier30“ in Plauen und ein Aquarellmalkurs sowie ein Keramikkurs. Außerdem sind zahlreiche Vernetzungen noch wirksam.
Seit 2011 organisiere ich im November die „Ranch-Benefiz-Party“ zugunsten der Schlaganfall-Selbsthilfe im Vogtland, bei der jedes Mal mindestens drei Bands aus der Region kostenfrei spielen zuzüglich der Technikcrew. Ein Freund von mir stellt kostenlos seine Gaststätte mit Saal zur Verfügung. In einem Jahr ist die Veranstaltung ausgefallen, weil er selbst einen Schlaganfall hatte.
Ich bin für das Internetangebot des „VITAL e.V.“ redaktionell verantwortlich, habe auch technisch die Seiten gebaut.
Im Rahmen der Selbsthilfegruppe Schlaganfall Plauen in deren Organisation ich auch tätig bin, haben wir jetzt im Februar beschlossen, uns am Projekt Barrierefreier ÖPNV im Vogtland zu beteiligen. Das ist eine Sache, die sehr aktuell ist.
Ich arbeite im Beirat für „Menschen mit Behinderung“ des Vogtlandkreises mit.
Als Verein betreuen wir sechs Selbsthilfegruppen. Das Thema „Barrierefreier Öffentlicher Nahverkehr“ ist immer ein Problem. Es müsste eigentlich Thema sein, ist es aber kaum. Es hat sich eingebürgert, zum Teil ist es aus der Not entstanden, dass man Fahrgemeinschaften bildet oder die Fahrten über den Verein organisiert. Vor allem ist es immer noch so, dass man sich ein paar Tage vorher anmelden muss, um Bus und Bahn zu nutzen. Diese Fristen müssten verkürzt werden, weil die Spontanität verloren geht. Inzwischen hat sich einiges getan.
Bei den Bussen ist es ähnlich. In der Region wurden Kleinbusse angeschafft. In diese kommt man als Rollstuhlfahrer mit großen, aber handelsüblichen Rollstühlen nicht rein. Wir haben es probiert. Hier wollen oder müssen wir uns einbringen.
Ich habe schon mal mit jemandem aus Chemnitz vom „Sozialverband VdK Deutschland e.V.“ gesprochen. Die waren aber noch nicht im Vogtland. Die machen Mobilitätstraining, aber waren noch nicht hier. Es ist nun mal Fakt, dass das hier ländliches Gebiet ist. So ein Projekt in Dresden ist kein Problem, aber so ein Projekt im Vogtland ist ein Problem.
Was ich mir für die Zukunft erhoffe ist, dass die Entwicklung nicht wieder zurückgeht. Wir haben in Sachsen so viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel das „Investitionsprogramm Lieblingsplätze“. Es wäre sehr zu bedauern, wenn wir diese ganzen Projekte und Errungenschaften wieder verlieren. Aber es gibt politische Entwicklungen, mit denen wir langsam Gefahr laufen, dass es zurückgeht.
Ich habe das Glück, dass ich durch meine Arbeit viele Kontakte habe, so dass meine Sicht eine andere ist als vielleicht normalerweise. Da bekommt man viel mit, was die breite Masse nicht mitbekommt. Bezüglich der Stimmung hier in Plauen ist mein Blick doch nicht repräsentativ.
Letzte Woche haben wir zum Beispiel eine Behindertentoilette in einem Besucherbergwerk eröffnet. Das sind ja Dinge, die bekommt die breite Masse nicht mit, außer sie liest es kurz in der Zeitung.
Wir arbeiten oft mit Berufsbildenden Schulen. Wir arbeiten auch schon seit Jahren mit dem Tourismusverband Vogtland. Das sind Dinge, wo wir Menschen ohne Behinderung erreichen.
Ich komme eigentlich überall hin mit meinem Rollstuhl. Mein Eindruck ist, es gibt eigentlich wenige wirkliche Barrieren. Und es gibt oft Menschen, die helfen. Aber jemand, der nicht groß raus geht, für den sieht das anders aus. Und was ich auch mitbekomme, ist, dass viele noch denken: „Du kannst es sowieso nicht.“ Es sind ja oft nur individuelle Sachen, die das Gesamtbild mitbestimmen. Jemand, der sich mit Behinderungen beschäftigt, der ist drin in dem Thema und für den sieht es anders aus.
Es ist nicht alles schön, aber doch viel besser als vor Jahren.
Webseite des Vital e.V. Plauen: https://vital-vogtland.de/
Interview geführt am: 28.03.2019
Hallo!
Ich bin Steffen Marquardt aus Plauen.
Ich bin eine bekannte Person für Inklusion im Vogtland.
Das kam so:
Im Jahr 2004 hatte ich eine Hirn-Blutung.
Seitdem bin ich körperlich eingeschränkt.
Ich sitze im Roll-Stuhl.
Weil ich nicht mehr gut gehen kann.
Ich kann auch nicht mehr gut hören.
Ich spüre meine Arme kaum.
Und ich spüre meine Beine kaum.
Deshalb bekomme ich immer Unterstützung.
Das Wort inklusiv gefällt mir.
Ich denke:
Alle Angebote sollten inklusiv sein.
Inklusion ist nicht nur für Menschen mit Behinderung wichtig.
Inklusion ist für alle Menschen wichtig.
Alle meine Projekte sind inklusiv.
Mit den Projekten habe ich im Jahr 2011 angefangen.
Mein erstes Projekt war zusammen mit dem Verein Knollenring.
Dabei ging es um Wander-Wege mit wenig Hindernissen im Vogtland.
So dass auch Menschen im Roll-Stuhl Wander-Wege benutzen können.
Für dieses Projekt haben wir einen Preis gewonnen.
Ich arbeite in sehr vielen Projekten mit.
Zum Beispiel im Bereich Öffentliche Verkehrs-Mittel.
Unser Ziel:
Die Verkehrs-Mittel sollen barriere-frei werden.
So dass auch Menschen im Roll-Stuhl problemlos den Bus nehmen können.
Meine Wünsche für die Zukunft?
Was wir schon erreicht haben:
Das soll bleiben.
Und es soll viele weitere Projekte geben.
Das Gespräch war am 28. März 2019.